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Die Vielfalt in der Familie der Actinidien

 

Kiwis muss man nicht erklären. Diese Frucht ist eine Selbstverständlichkeit im Obstangebot – als wäre es schon immer so gewesen. Weit gefehlt, es ist wohl die jüngste neue Fruchtart

die in den letzten 30 Jahren für den Fruchthandel der Welt traumhafte Steigerungsraten zu verzeichnen hatte. Die Marktanteile wachsen weiter in beispiellosen Tempo.

Die Marketingstrategie dazu ist so erfolgversprechend auf die Zukunft gerichtet, dass keine Marktsättigung erkennbar ist. Neue Sorten – gelb bis rot - mit delikaten Aroma bewähren sich bereits jetzt neben den grünen und wecken das Interesse der Konsumenten.

 

Dieser Teil der Marktstrategie lag bisher in den Händen der Züchter in den Hauptproduktionsländern Neuseeland, Italien, Frankreich, Griechenland sowie den Südstaaten der USA.

Die Zeichen der Zeit erkennend, übernehmen gegenwärtig die Japaner und vor allem  die Chinesen die führende Rolle in der Züchtung.

Die Ergebnisse der Testverkäufe dieser neuen Kiwigeneration, in Bezug auf Geschmack und Fruchtfarbe, lassen erahnen, dass auch auf diesem Gebiet der Chinese zumindest einer der Marktführer werden könnte.

Die Schlussfolgerungen erscheinen auch unter dem folgenden Gesichtspunkt logisch, weil der Asiate für die Zucht auf ein fast unerschöpfliches genetisches Potential aus seiner Natur Zugriff hat.

Die Familie der Actinidien im gesamten asiatischen Gürtel ist noch nicht umfassend erschlossen. Von Thailand bis weit in den Norden Sibiriens gibt es diese  Lianen als Begleitpflanzen des Waldes.

Waren es 1911 erst 24 Sorten die die Wissenschaft aus dieser Familie unterschied, sind 1952 schon 36 Spezies genannt worden. Seit 2002 werden 62 Arten in den Listen geführt und es kommen ständig neue Entdeckungen von Actinidien aus den unendlichen Weiten der sibirischen Wälder dazu.

 

Das bisher dargestellte macht erst einmal den Umfang der zur Verfügung stehenden Arten sichtbar. Zur Vielfalt die aus den Arten, den Mutanten, Klonen und Sorten hervorgehen ein Vergleich:

Im Gegensatz zu dieser "neuen Obstart" Kiwi (lat.Actinidia) hat Europa die "alte Obstart" Steinobst (lat. Prunus). Dieses Steinobst in seiner Artenvielfalt aber ist recht bescheiden.

Trotzdem, wenn wir uns beim Steinobst auf die Klimaspezialisten gelbfleischige Pfirsichsorten und Aprikosenhochzuchten beschränken, wäre das nicht alles um das Potential der Familie Prunus auszuschöpfen! Wer will denn auf die anderen Familienmitglieder

verzichten? Der köstliche eigene Geschmack der Kirschen, Pflaumen, Mirabellen,

Zwetschgen, ja selbst der Mandel gehören einfach zum Obstsortiment Steinobst (Prunus).

 

Um die Familie der Actinidien mit ihren delikaten Früchten der Masse der Konsumenten zu erschließen fehlt diesem Vergleich gegenüber noch viel.

Solange nicht ausreichend Früchte von den glattschaligen Arten zu akzeptablen Preisen angeboten werden, wird sich an der Tatsache nichts ändern, dass der Kunde nur nach den Früchten der Actinidia chinensis (gelbes Fruchtfleisch) und der Act. delicosa (grünes Fruchtfleisch) verlangt.

Selbst wenn Bedarf an Pflanzen besteht, werden diese „Klimaspezialisten“ vom Handel verlangt. Sehr, sehr selten werden die Gartenfreunde über die speziellen Bedürfnisse dieser für unser Klima falschen Arten aufgeklärt – Umsatz machen hat Vorrang!

Ergebnis: Weit über 90% der Käufer von Pflanzen der Act. deliciosa – der handelsüblichen Kiwifrucht – werden in Deutschland vergeblich auf Blüten und Früchte warten. Deshalb fragen Sie bitte die Autoren nach den für Sie geeignten Arten und Sorten.

 

Die Sorten der Act. delicosa und Act. chinensis  wurden als „perfekte Handelsfrüchte“ selektiert und auf den Weltmarkt gebracht.

Priorität hatte: - große attraktive Frucht

-          Ernte im unreifen Zustand aber industriell genau steuerbares Nachreifen

-          Druckfestigkeit der Früchte

-          Lange Lagerzeiten

-          Geringe Verluste durch Verderb

 

Der Geschmack und die Inhaltsstoffe bleiben dabei auf der Strecke.

Wie köstlich schmecken dagegen die Arten und deren Sorten die in Ihren Garten ausreifen!

Der Vitamin C-Gehalt pro 100 gr. Fruchtgewicht liegt z.B. bei

Act. delicosa und Act. chinensis als Handelsfrüchte zwischen 80-150 mg

Act.arguta –je nach Sorte zwischen 140 – 400 mg

Act. Kolomikta – je nach Sorte -      800 – 2300 mg

 

Unter Beachtung des Grundsatzes, dass der delikate Geschmack einer Frucht immer neben dem Vitamin C-Gehalt auf weitere essentielle Vitalstoffe schließen lässt, ist allein der Gesundheitswert der Früchte der Actinidias so bedeutend, dass es sich lohnt glattschalige winterharte Sorten/Klone anzubauen.

Die Züchter  haben dazu Voraussetzungen geschaffen, indem sie aus der Fülle die diese Pflanzenfamilie zu bieten hat, die erfolgversprechenden Arten ausgewählt, Sämlinge davon selektiert und durch Kreuzungen der Arten leistungsfähige und geschmacklich sehr gute Sorten/Klone in den Pflanzenhandel gebracht haben.

 

Aus den gegenwärtig 67 benannten Arten werden vorerst nachfolgend Spezies in Zuchtprogrammen bearbeitet:

 

Act. kolomikta

aus Sibirien – ist wohl die härteste Art aus der Familie. Bis – 35 °C soll sie aushalten. Getopfte Pflanzen können ungeschützt durchfrieren! Sie wird auch als "Arktische Schönheit" oder "Traubenkiwi" ausgelobt.

Es gibt eine große Anzahl an Sorten mit extrem hohem Gehalt an Vitalstoffen. Diese, vor allem russische Sorten, gehen bis auf die Pionierleistung von  J.W. Mitschurin zurück.

Im Obstanbau konnten sich die Sorten bis heute leider nicht durchsetzen, da

-      die Frucht bei Reife sofort abfällt (das bedingt ein ständiges Durchpflücken)

-      die Act. kolomikta kühle, helle aber etwas absonnige Lagen als Kulturfläche bevorzugt.

 

Durch Kreuzungen dieser Art mit der Act. arguta wurden die Inhaltsstoffe  erhalten, aber die negativen Eigenschaften „herausgezüchtet“, u.a. bei "Julia" Sachsenkiwi. Das Fruchtgewicht beträgt - je nach Sorte - zwischen sechs und zehn Gramm.

Mit diesen hochwertigen Sorten allein dieser Art der Actinidien steht den Züchtern ein erfolgversprechendes Potential zur Verfügung. Fragen Sie die Autoren nach Bezugsquellen für Jungpflanzen dieser problemlos zu kultivierenden Vitalfrucht in Bio-Qualität.

 

  

Act. arguta 

Es ist wohl die vom Menschen seit langer Zeit meistgenutzte Art aus der Familie der Actinidien. Sie ist in den nördlichen Breiten Asiens als Sammlerfrucht weit verbreitet und wurde schon in der alten chinesischen Heilkunde erwähnt.

Act. arguta hat sehr aromatische Früchte. Die Fruchtanordnung an den Ständertrieben ist mit gleichmäßig großen Früchten sehr konzentriert, ja bei manchen Klonen „traubenartig“ und können auch wie Trauben abgeschnitten werden.

Ihre Früchte haben gegenüber den subtropischen Handelssorten aus dem Supermarkt reichlich mehr an Inhaltsstoffen.

Aus  Marketingsicht sind ihre Nachteile im Fruchthandel

-          Druckempfindlichkeit

-          geringe Lagerzeit (ca. 4 Wochen)

-          unattraktive Fruchtfarbe der bisherigen Sorten

 

Und tatsächlich, jeder der die Frucht bisher nicht kannte ist verblüfft, dass diese hocharomatische vollreife Frucht eine sehr dünne Schale hat.

 

Das Sortenangebot des Pflanzenmarktes dazu ist sehr groß, mit wenig gravierenden Unterschieden, denn geschmacklich sind sie fast alle sehr gut! Fruchtgewichte sortenabhängig von 9-17 Gramm. In unseren Klimazonen (bis ca. 600 Meter Höhe) völlig unproblematisch. Fragen Sie nach leistungsfähigen Sorten für ihre Anbaubedingungen.

 

Act. purpurea

Die Früchte, ebenfalls zwischen 10-15 Gramm,

sind innen und außen von kräftig roter Farbe.

Sie sind sehr süß haben weniger Säure als die

Act. arguta und werden demnach nicht so

geschmacksintensiv wahrgenommen. Die

 Hybriden zwischen den vorgenannten Arten

 verbinden die positiven Eigenschaften.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Act. melanandra

Diese ebenfalls mittelgroße Frucht hat dunkelrotes aromatisches Fruchtfleisch.

Die Schale ist mehr graurot, in den USA ist sie unter „Cherrybomb“  verbreitet. Diese „Kirschbombe“ wurde ebenfalls mit Erfolg mit der Act. arguta gekreuzt, z.B. "Kens Red" oder "Red Princess".

 

 

 

 

 

                                                                                                    Foto: de Kezel, Belgien

 

Act. polygama  (Silverwine – Silberblattaprikose)

Hat wunderschöne durchweg leuchtend gelbe Früchte, aber leider je nach Klon

und Herkunft keine geschmacklichen Vorzüge wie die vorgenannten aufzuweisen.

Der relativ gedrungene Wuchs, die feine Silberblattzeichnung (bei älteren Pflanzen),

die Fruchtfarbe und Fruchtform verlocken zu Einkreuzungen in andere Arten.

Es wird angenommen, dass die in Japan gezüchtete Sorte „ISSAI“ mit speziellen                       Foto: de Kezel, Belgien

Eigenschaften – ein Produkt dieser Kreuzung ist.

  

 

Act. macrosperma

Auch diese Kiwiart hat gelbe Früchte und is als Zuchtmaterial sehr interessant. Die runde Fruchtform erinnert an sehr große gelbe Kirschen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                           Foto: de Kezel, Belgie  

Act. chinensis

Eine Wildart aus den südlichen Regionen Chinas. Früchte der Wildart innen hellgelb und wohl kaum über 30 Gramm. Da teilweise im Verbreitungsgebiet eine grüne, z. T. auch größere Früchte mit grünen Fruchtfleisch vorkam, haben sich die Pioniere der Actinidienzüchtung - die Neuseeländer – zwischen 1904 und 1920 mehr auf die großen grünen Klone konzentriert. Man hielt damals die gelblichen  kleineren Früchte für Mutanten und für Zuchtzwecke ungeeignet. Erst seit ca. 30 Jahren weiß man, dass diese gelbfleischige eine eigene Art ist.

Samen dieser Act. chinensis kam 1977 das erste Mal nach Neuseeland. 1991 selektierte man aus dem Sämlingsbestand einen für den Fruchthandel brauchbaren Klon heraus  (A 16), der unter den Markennamen „Zespri Gold“ seit 1999 auf dem Markt ist.

Das war zu spät, denn heute sind die Chinesen in der Zucht mit dieser Art führend im Sortenangebot und in der Fruchtgröße – weit über 100 Gramm!

Über den erfolgreichen Anbau der Act. chinensis in Deutschland liegen keine positiven Ergebnisse vor.

Die Autoren bitten um Information, falls ein Leser diese gelbfrüchtige Art erfolgreich kultivieren sollte.

 

Act. deliciosa

Diese Wildart mit grünem Fruchtfleisch wird auch heute noch in verschiedener Literatur falsch, als Act. chinensis, bezeichnet. Nur diese eine grünfleischige Wildart war das Startobjekt der Neuseeländer für einen im Fruchthandel wohl einmaligen Siegeszug um die Welt. Inzwischen ist die hervorragende Sorte „Hayward“ so dominant, dass heute oft nach „Hayward“ anstatt nach „Kiwi“ verlangt wird. Act. delicosa wächst in Deutschland erfolgreich in einigen „Weinbaulagen“ oder an Sonderstandorten (Höfe, Mauern usw.).

Etwas erfolgversprechender sind die in den Gärten stehenden Hybriden bzw. härtere Sorten wie z.B. „Starella“ und „Jenny“ und auch eigene Sämlingsselektionen der Gartenfreunde.

Den Durchbruch zum erfolgreichen Kiwianbau in Deutschland auf breiter Ebene wird mit dieser Art wohl nie erreicht. Die erforderlichen Klimafaktoren fehlen.

Weitere Erklärungen dazu erfolgen im Vortrag: „Der Kiwianbau nördlich der Alpen“

(Computergestützt ca. 1 ½ Stunden)

 

Die wichtigsten wirtschaftlich genutzten Arten der Actinidia:

 

 

 

 

1  Act. chinensis/deliciosa

2  Act. arguta

3  Act. purpurea

4  Act. kolomikta

5  Act. melanandra

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Andere Arten aus dieser großen Familie sind bisher zur Zucht noch nicht favorisiert worden.

Das Kapitel „Kiwizucht“ ist aber deshalb noch nicht zu Ende. Man sucht unter den Arten noch aus. Die Früchte variieren in Größe, Form, Behaarung und Farbe. Einige verändern ihre Farbe wenn sie reif sind. Auch das Fruchtfleisch in Farbe, Geschmack und Festigkeit zeigt große Unterschiede. Während die Früchte einiger Arten kaum essbar sind, werden weitere Arten als geschmacklich weit besser eingeschätzt als die die dem Verbraucher heute zugänglich sind.

Wenn Sie Arten und Sorten für Ihren Garten suchen, helfen Ihnen die Autoren weiter - fragen Sie an!

Unter dem Punkt "Sorten und Klone für ihren Garten" finden Sie eine Auswahl dazu.

 

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